09 AM | 23 Jun

Kritik an „21 gute Gründe für gute Bibliotheken“ (Teil 1 von 5)

In dem gut verstecktem Weblog zum Papier 21 gute Gründe für gute Bibliotheken (oder hat jemand einen Hinweis auf INETBIB gesehen?) wird um Diskussion gebeten. Ich werde mir das Papier in einer fünfteiligen Serie diese Woche einmal genauer ansehen.

All zu oft wird betont, dass Bibliotheken mehr haben als nur Bücher. Nach meinem ersten Gefühl trägt das Papier leider kaum dazu bei dieses Image zu ändern. So kommen die Worte Buch und Bücher (ohne Bücherei) zusammen 65 mal im Dokument vor, während Internet und Online es auf 21 Erwähnungen bringen. Doch schauen wir uns die guten Gründe für gute Bibliotheken einmal etwas genauer an und betrachten dabei, ob dieser erste Eindruck sich wirklich erhärtet. Die Einleitung

Gleich am Anfang erhält das Papier seinen ersten faden Beigeschmack:

„ Wir haben doch das Internet und googeln uns alle Informationen zusammen, die wir brauchen. Unseren Kindern kaufen wir die Bücher, und außerdem spielen die Kids sowieso am liebsten mit ihrer Playstation.“

Hier bekommt man gleich das unterschwellige Gefühl vermittel, das Google und Playstation mit Bibliotheken konkurrieren. Das Ganze könnte man durchaus noch etwas besser formulieren, denn solche eine Konkurrenz muss nicht sein, vielmehr gibt es ein Nebeneinander, von dem alle Seite profitieren können. Aber schauen wir diese Woche, wie sich die Einstellung zu neuen Entwicklungen wie Google und Computerspielen in dem Papier entwickeln.

Morgen betrachte ich die Gründe 1 bis 6 genau. Wer ebenfalls das Papier aus seiner Sicht kommentieren möchte sollte dies am besten bis zum 30.06.08 tun, da alle Kommentare die vorher abgegeben werden noch in die Überarbeitung des Papiers einfließen können. Möglich ist dies per Kommentar im Blog oder natürlich als eigener Blogpost, am besten mit Trackback zum Beitrag.

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12 Comments

  • jge

    Kann den „faden Beigeschmack“ nicht nachvollziehen. Playstation ist ein Zeitvertreib und konkurriert damit mit anderen Zeitvertreiben, z.B. Lesen. Zum Lesen braucht man Bücher, und die kann man kaufen / geschenkt kriegen oder ausleihen, z.B. in der öffentlichen Bibliothek. Das ist doch ganz richtig gedacht. Was glauben Sie, was die Kinder vorher gemacht haben, die mit Harry Potter das Lesen entdeckt haben?

    Bin mal gespannt, wie Ihre übrige Kritik aussieht…

    23. 06. 2008 16:34
  • Kevin Weber

    Ich verstehe, was Sie mit dem „faden Beigeschmack“ meinen. In dem Papier werden diese Phrasen in den Raum geworfen und dann mit „deshalb brauchen wir Bibliotheken“ beantwortet. Wenn ich diese Aussage lese, sind die gängigen Klischees schon bedient und als Laie denkt man sich dann: „Stimmt, wozu braucht man Bibliotheken?“ und das war’s. Der Rest interessiert dann icht mehr, weil schon einige Gründe genannt wurden, warum man sie nicht braucht. Wozu sollte man sich den Rest weiter durchlesen, wenn man denkt, dass Bibliotheken sowieso überflüssig sind. Diese Klischees sollten daher niemals so unbeantwortet am Anfang einer Argumetation stehen. Das ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll.

    23. 06. 2008 17:30
  • Patrick Danowski

    @jge: Naja eben ganz genau weil die von Ihnen beschriebene Argumentationskette bemüht wird. Dass Bibliotheken aber auch dazu dienen können, Computerspiele auszuleihen wird nicht erwähnt. Und das mit dem Zeitkonflikt ist zwar auf der einen Seite richtig, auf der anderen Seite hat die Erfahrung gezeigt, dass sich die Anteile verschieben, dass dies aber nicht heißt, dass etwas andere total verschwindet. Bibliotheken sollten sich eben nicht an der reinen Buchfunktion festklammern, sondern auch offen sein für Neues. In den Staaten ist ja beispielweise (Computer-)spielen in der Bibliothek einer der neuen Trends. Wir Bibliotheken sollten vielmehr betonen, das für jeden etwas zu bieten haben, egal für welches Medium man sich interessiert. Wir sollten uns nicht sehr auf die Schiene, wenn sie lesen möchten dann gehen Sie in die Bibliotheken, einschießen. Das man Bücher in Bibliotheken findet ist halt das altbekannte Klischee, das meiner Meinung zu stark in diesem Text betont wird. Aber dazu mehr in den nächsten Tagen.

    23. 06. 2008 18:22
  • jge

    @ Patrick Danowski: Ich weiß nicht. Wenn Bibliotheken mit Leseförderung argumentieren wollen, dann ist der Hinweis „Bei uns kann man aber Videospielen“ wohl nicht so zielführend. Hängt eben vom Kontext ab. Und die von Ihnen missbilligte Aussage steht doch in einem Kontext. D.h. es ist eine Aussage, gegen die 21 gute Gründe angeführt werden. Natürlich macht diese Aussage Voraussetzungen. Trotzdem kann ich nicht sehen, wie Sie die gleiche rhetorische Funktion der Absetzbewegung vollziehen können, ohne dabei eine Aussage zu machen, die Sie nicht mögen (und von der Sie sich absetzen). — Dasselbe gilt auch für die Äußerung von Kevin Weber. Ist doch Quatsch, dass man den einleitenden Absatz liest und weiter nicht, weil klar ist, dass der einleitende Absatz die negativen Klischees aufzählt. Die guten Gründe kommen eben danach!

    24. 06. 2008 12:32
  • Patrick Danowski

    @jge: Leseförderung ist sicherlich ein guter Grund für Bibliotheken, aber nicht DER Grund für Bibliotheken, so dass man sich schon in der Einleitung von Videospielen und Internet absetzen sollte. Das Hauptproblem, das ich einfach sehe ist das sich dieser Stil durch das gesamte Papier hin durchzieht. Es geht schon ein wenig in die Richtung, die Walter Umstätter in seinem Beitrag in der InetBib Mailingliste (http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg36699.html) angesprochen hat, gedruckte Bücher sind gut, Videospiele sind schlecht da sie die Zeit zum Lesen „klauen“ . Diese Aussage gleich an die Anfang eines solches Papier als Vorbedingung zu stellen halte ich für problematisch, denn bekanntermaßen bleiben der Anfang und der Ende eines Papiers besonders gut hängen daher sollte man hier noch mal überlegen ob der Einstieg nicht etwas allgemeiner und positiv anstatt mit Abgrenzung beginnen kann.

    24. 06. 2008 18:08
  • jge

    Ich wiederhole es nochmal: Das ist nicht die Vorbedingung, sondern das Klischee, dem widersprochen wird. Es an den Anfang zu stellen, daran kann ich nichts problematisches erkennen. Sie machen doch hier dasselbe wie die Autoren des Papiers: Sie widersprechen! Und die intendierten Leser sind sicher intelligent genug, dies nicht zu verabsolutieren.
    Aber wie dem auch sei; vielleicht werden die Autoren ja trotzdem Ihrem Wunsch gerecht, da zurückhaltender und positiv zu beginnen…

    25. 06. 2008 07:50
  • Patrick Danowski

    @jge: Naja das Problem ist nur indem man auf Klischees zurückgreift, trägt man auch zur Erhaltung bei. Aber gut, wie alle anderen Punkte auch dies ich ausführe handelt es sich um meine persönlichen Eindrücke, bei dem die Autoren dann schauen können ob sie es ähnlich sehen oder auch nicht. Manches was ich kritisiere wird vielleicht geändert anderes nicht aber damit habe ich kein Problem, mir geht es einfach darum meinen individuellen Blick und mein Verständnis auf die Formulierungen wieder zu geben. Vielleicht ist ja auch die Folge, dass man den Widerspruch schärft. Ich bin auf jeden Fall gespannt.

    25. 06. 2008 09:27
  • K.P.

    Man kann auch mit Klischees spielen, man kann auch überspitzt Angriffsflächen bieten. Politische Phrasendrescherei gibt es ja genug, also treibt eine überspitzte Formulierung, von der jeder weiß das sie auch Kritik erzeugen kann, eine Diskussion vielleicht voran. Ich finde ohne Betrachtung des Restdokuments gleich ein schlechtes Gefühl zu haben übertrieben, an der Stelle würde ein bißchen mehr Gelassenheit vielleicht auch entspanntere Diskussionen ergeben 😉

    27. 06. 2008 18:18
  • Patrick Danowski

    Ja man kann mit Klischees spielen, wenn man Sie dann aber auch zusammenbrechen lässt und nicht auch noch weiter die in angedeutete Kerbe schlägt. Wenn in dem Text etwas aufgegriffen würde wie „Computerspiele für die Playstation, bekommen sie auch in der Bibliotheken, nicht nur es gibt sogar Bibliotheken in denen sie mit anderen zusammen spielen können“. Das gleiche gilt für Google: „In ihrer Bibliothek können sie lernen wie sie noch mehr aus Google herausholen können.“ Auch das Google Projekt könnte besser in dem Text verarbeitet werden, damit das am Anfang angedeutet Klischee wieder zusammenfällt. Aber mit einem Text, der Computerspiele nur in der Einleitung als zeitliche Konkurrenz zur Bibliothek (o. Buch) und Google als Konkurrenz auf die fleißig eingedroschen wird aufbaut, bedient man nur die existierende Klischees und genau das sollte man meiner Meinung nicht tun, genau so wenig wie die „pssst Bibliothekarin“.

    30. 06. 2008 10:30
  • K.P.

    Sicher, es gibt Diskussionsbedarf was die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Medientypen angeht. Aber man muss doch mal festhalten, dass einem in letzter Zeit das Gefühl vermittelt wurde, der PC ist allgegenwärtig, und das Buch an den Rand gedrängt. Festzuhalten, dass der PC zwar allgegenwärtig ist, aber das Buch keinesfalls hinten ansteht, finde ich gut. Auch kann ich z.B. Herrn Umlauf nicht zustimmen, dass es egal ist ob das Kind am PC oder Buch lesen lernt. Bücher sind auch ein ganz zentrales Stück Kultur. Wir selbst als Bibliothekare sollten deren zentralen Wert nicht verdrängen!

    30. 06. 2008 20:59
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