Kritik an „21 gute Gründe für gute Bibliotheken“ (Teil 2 von 5)
Wie bereits angekündigt schaue ich mir heute kritisch die Gründe 1-6 der „21 guten Gründe für gute Bibliotheken an:
1. Weil sie uns verbinden Hier wird der Ort Bibliothek als Begegnungs- und Bildungsstätte beschrieben. Ebenfalls das wichtige Angebot eines (hoffentlich) kostenlosen Internetzugangs wird herausgehoben. Bibliotheken verbinden uns mit Personen und dem Internet, dieser Absatz ist gut und gelungen. 2.Damit unsere Kinder lesen. Alle Kinder.
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Bereich Lesenförderung von Kindern. Lesen natürlich im Sinne von Bücher lesen. Aber die Orientierung am Buch in diesem Bereich ist okay, da es ja wirklich oft das Lesemedium ist. Es sollte im späteren Verlauf jedoch auch auf Informations- und Medienkompetenz eingegangen werden, die den Umgang mit neuen Medien berücksichtigt.
3.Weil da so tolle Himmelbetten stehen Hier werden Bibliothek als gemütlicher Ort beschrieben und das sie in jeder Phase der Kinder- und Jugendarbeit ihren Teil beitragen. Etwas Merkwürdig ist nur der letzte Satz:
„Dafür gibt’s jede Menge gute Erfahrungen mit Büchern, Menschen und Medien.“
Bei diesem frage ich mich, wieso Bücher im Gegensatz zu anderen Medien noch einmal hervorgehoben werden müssen? 4. Bibliotheken haben jede Menge Migrationshintergrund Diesmal gehts um die möglichen Rollen der Bibliothek bei der Migration. Ein ausgewogener Absatz bei dem kein Medium das man ausleihen kann zu kurz kommt, nur Onlienmedien wurden vernachlässigt, aber man kann sie ja auch nicht überall referenzieren. 5. Bibliotheken helfen Forschung und Lehre In diesem Punkt wird eine Rolle der Universitätsbibliotheken beschrieben. Auch hier, bis auf dem letzten Satz recht ausgewogen:
„Und Bücher gibt es natürlich auch in der Uni-Bibliothek – nicht nur für Geistes- und Sozialwissenschaftler sind sie immer noch der wichtigste Begleiter durchs Studium…“
Nachdem Bücher in dem Absatz bereits erwähnt wurden, fragt man sich auch hier wieso diese nochmals besonders hervorgehoben werden müssen? Sollen mit dem Text nicht nur Bibliotheken sondern auch die Wichtigkeit des Buches als Medium betont werden?
6. Bitte, bedienen Sie sich! Wissen für alle ist Demokratie Grundaussage hier: Bibliotheken bietet freien Zugang zu Informationen, leichte Überschneidungen zum ersten Absatz, aber bei einen sol wichtigen Thema ist das völlig in Ordnung.
Die meisten Leser mögen denken, das ich bis hier hin relativ wenig zu meckern hab. Bis hierhin klingt das Ganze ja auch ganz gut, auch wenn schon hier das Buch als besonders wichtig bereits betont wird. Nun kann man sich ja fragen wieso das überhaupt schlecht sein sollte. Keine Frage Bücher sind wichtig, jedoch sollten das Bild von der Bibliothek als „Buchbehälter“ bei der Medienvielfalt die wir jetzt schon haben und die in Zukunft sicherlich noch zunehmen wird nicht zu fest in den Köpfen der Politiker verankert werden, dies könnte sich in Zukunft rächen, wenn wir plötzlich erklären müssen wieso trotz e-Books die Bibliothek nah wie vor wichtig ist. Morgen ist beginnt der Teil, an dem ich schon etwas mehr auszusetzen habe. Es folgen die Gründe 7-12.
Tags:Politik, 21 gute Gründe, Bibliothek 2012
Pingback:
Corvus Corax heidelbergensisSteffi
Hallo,
ich schließe mich meinem Vorgänger an. Bücher regen nun einmal die Fantasie an -trotz dem ich das Internet liebe: bei Internetseiten habe ich das bisher noch nicht erlebt.
Steffi
Also ich hab mir jetzt das Positionspapier genauer angeguckt:
+ gut finde ich, dass die Absätze kurz und knackig sind und provozierende bis nette Schlagworte in der Überschrift beinhalten.
– schlecht finde ich, dass zu sehr auf Öffentliche Bibliotheken fokussiert wird. ok, es gibt noch einen Anhang extra für Wissenschaftliche Bibliotheken, und noch einen extra für ÖBs, aber dahin sollte doch dann bitte schön im allgemeineren Teil verwiesen werden! Aber auch die Kernstandards für WBs sind meiner Meinung nach zu allgemein gehalten: dass Hochschulbibliotheken eine zentrale Rolle beim wiss. Publizieren, beim Umgang mit Primärdaten spielen (können) wird zwar an manchen Stellen angedeutet, kommt aber zu wenig rüber.
Patrick Danowski
Hallo Steffi,
das oben genante zu Büchern handelt es sich um ein Zitat aus dem Papier. Bei dem Beitrag handelt es sich um einen Trackback auf einen anderen Blogbeitrag. Zur Übersicht werde ich aber in einem Beitrag alle Reaktionen zusammentragen und verlinken. Ich freue mich das es zu dem Papier zu viele unterschiedliche Meinungen gibt und alle Beiträge sehr gut zeigen wie unterschiedlich der Fokus von uns allen ist.
Steffi
Patrick, das ist mir klar 😉 so bin ich ja auch zu der Diskussion gekommen (und es dann kommentiert) 😉
(Deswegen versteh ich deinen Kommentar nicht ganz…)
Patrick Danowski
Naja, weil es doch vielmehr um die Funktion der Bibliothek geht in dem Beitrag, als um die Bücher die die Fantasie anregen. Aber gut passt schon 😉
Steffi
ja, eben. und das kommt nicht stark genug hervor.
Beispielsweise sollten Aspekte mit hinein, die beim B.I.T online-Artikel ‚ „Lotsen durch den Mediendschungel“: Hochschulbibliotheken vermitteln Sachkompetenz‘ (http://www.b-i-t-online.de/neues/news.php?n=203) enthalten sind.
K.P.
„das Bild von der Bibliothek als “Buchbehälter”“
Also ich kann diese Formulierung nicht nachvollziehen. Dieses Bild wird doch gar nicht erzeugt an dieser Stelle.
Die Bibliothek als Buchbehälter ist doch nun wahrlich keine ernsthaft bibliothekarische Ansicht und in der Presse und Politik mag diese Wahrnehmung wohl auch mal vorkommen, aber vielleicht transportiert man manchmal auch eigene sehr kritische Gedanken gerne in andere Texte 😉
Ich empfinde das Buch als solches als sehr zentral zum Erwerben von Medienkompetenz.
Daher sollte man auch deren Wichtigkeit betonen. Ob das E-Book tatsächlich ein adäquater Ersatz wird bleibt doch abzuwarten. Selbst die Naturwissenschaften und -ler, mit sehr moderen Nutzungswegen für Informationen drucken sich bisweilen ihre E-Books und Aufsätze aus 😉
Patrick Danowski
Nach meinem Empfinden erzeugt das Gesamtpapier sehr wohl das Bild das Bibliotheken primär Buchbehälter sind (beispielsweise dadurch, das der Begriff Buch ca. doppelt so oft vorkommt wie andere Medienformen zusammen und das Bücher in Überschriften oft eine herausragende Rolle zu teil wird). Das dies eine bibliothekarische Ansicht ist, habe ich auch nicht behauptet, sondern das das Papier dazu beträgt dieses Bild in den Köpfen anderer zu verfestigen.
Pingback:
Bibliotheken als Bildungseinrichtungen :: Wünsch dir was :: June :: 2008K.P.
@Bibliotheken als Bil……
Ihren Beitrag halt ich im Gegensatz zu Herrn Danowskis für teilweise doch sehr unsachlich.
@Patrick Danowski
Ich denke die Definition des Ortes der Bibliothek ist hier sehr zentral. Ich gehe mal davon aus, dass unsere Definitionen grundsätzlich verschieden sind, daher wohl auch die verschiedenen Arten der Wahrnehmung der Bibliothek als Buchbehälter
Patrick Danowski
Bitte nciht falsch verstehen ich definiere Bibliotheken nicht als Buchbehälter, aber ich sehe inzwischen auch ihre primäre Aufgabe in weit mehr als den Zugang zum Buch zu ermöglichen und zu vermitteln. Schlagwörter wie Medienkompetenz oder Informationskompetenz zeigen sehr deutlich das es heute zu Tage um deutlich mehr geht.
K.P.
@Patrick Danowski
Der letzten Antwort kann und will ich gar nicht widersprechen, ich sehe das genau so. Nur ändert das nichts an meiner Wahrnehmung des Ortes der Bibliothek, dies sind ja verschiedene Themenbereiche.